Als “Bärendienst für Verbraucher” bezeichnet die BITKOM die aktuellen Überlegungen der Europäischen Kommission, die Roaming-Gebühren innerhalb der EU-Länder komplett abzuschaffen. Der Hightech-Verband sieht in den wegfallenden Kosten mehr Nachteile als positive Effekte und befürchtet eine Umlagerung der Kosten auf innerdeutsche Verbindungsgebühren. Im Summe könnten dadurch mehr Nutzer benachteiligt werden als von den Plänen profitieren.
Roaming-Kosten sinken stetig
Die Roaming-Kosten im EU-Ausland sinken seit Jahren kontinuierlich. Mit 24 Cent netto kostet eine Auslandsminute nach Deutschland mittlerweile weniger als so mancher deutsche Anbieter für eine innerdeutsche Gesprächsminute verlangt. Für das nächste Jahr ist bereits eine weitere Senkung auf nur noch 19 Cent netto angekündigt. Die Europäische Kommission plant nun, die Roaming-Gebühren komplett abzuschaffen und erntet damit nicht nur Zuspruch.
Lager gespalten
Vor allem die Verbraucher sollen von zukünftig kostenfreien Reisetelefonaten profitieren und im Urlaub ebenso sorgenfrei und entspannt telefonieren können wie daheim. Kritik hagelt es vor allem von den Netzbetreibern und Anbietern, die wirtschaftliche Einbußen und Verluste geltend machen und sich gegen eine Abschaffung aussprechen.
BITKOM stimmt Kritikern zu
Der Interessenverband BITKOM stellt sich nun auf die Seite der Kritiker und reiht sich in die negativen Stimmen ein. ”Mit der Abschaffung der Roaming-Gebühren würde die Kommission den europäischen Verbrauchern einen Bärendienst erweisen”, meint BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Zwar würden Nutzer und Verbraucher von den wegfallenden Gebühren profitieren, könnten aber an anderer Stelle stärker zur Kasse gebeten werden als bisher. Die BITKOM fürchtet, dass die Netzbetreiber und Anbieter die Kosten einfach auf die Monats- und Verbindungspreise umlegen.
Geld dringend notwendig
Die Kosten für Roaming werden derzeit vor allem von vielreisenden Geschäftsleuten getragen, heißt es von der BITKOM. Die Gelder seien dringen notwendig, um den massiven Netzausbau der Netzbetreiber stemmen zu können. “Eine Abschaffung der Roaming-Gebühren würde das komplette Preisgefüge in der Mobilkommunikation ins Rutschen bringen. Leidtragende werden die einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen sein, die wenig reisen und derzeit von den niedrigen Gebühren für Inlandsgespräche am stärksten profitieren.”, so Rohleder.
Nachhaltigkeit fehlt
Die BITKOM bemängelt vor allem die fehlende Nachhaltigkeit der aktuellen EU-Pläne. Die stetig sinkenden Romaing-Kosten führen bereits jetzt dazu, dass die Netzbetreiber und Anbieter Millionen von Euro investieren müssen, um die scharfen Auflagen erfüllen zu können. Rohleder kritisiert: “Der neuerliche Vorstoß der Kommission kommt gänzlich überraschend und könnte zu einer vollständigen Entwertung der aufgezwungenen Implementierungskosten führen – mit nachhaltiger Wirtschaftspolitik hat das nichts zu tun.”
Ergebnis offen
Die Vizepräsidentin der EU-Kommission Neelie Kroes wird in den nächsten Tagen in Brüssel einen Entwurf vorstellen, der den europäische Telekommunikationsmarkt einheitlich regeln soll. Ob der Vorstoß, die Roaming-Gebühren komplett abzuschaffen, darin enthalten sein wird, ist noch unklar. Gerüchte sprechen bereits jetzt von einem Rückzug aus den Plänen, sind aber nicht stichhaltig belegt.
Quelle: mobilfunk-talk.de